Jusos warnen vor Neonazi-Umtrieben: Das Problem nicht totschweigen
Vor einem “Einnisten” der rechtsextremistischen Szene im Kreis warnte der Juso-Kreisvorsitzende Tim Zajontz im Rahmen der “Aktionstage gegen rechts” im Haus der Jugend in Göppingen.
MICHAEL BRUST, Neue Württembergische Zeitung
GÖPPINGEN. “Das vorletzte Wochenende hat erneut gezeigt, dass die extreme Rechte sich auch im Kreis Göppingen einnisten will”, sagt der Juso-Kreisvorsitzende Tim Zajontz mit Blick auf einen Liederabend der rechten Szene in Albershausen. Um über die Gefahr von rechts aufzuklären, referierte der stellvertretende Juso-Landesvorsitzende Frederick Brütting im Göppinger Haus der Jugend im Zeichen der “Aktionstage gegen rechts”.
Brütting lieferte den überwiegend jugendlichen Zuhörern eine Definition der rechtsextremen Ideologie, deren Kernelemente Rassismus, Nationalismus, Sozialdarwinismus, Fremdenfeindlichkeit und Militarismus seien. Neben einer bundesweiten Studie präsentierte er Umfragen eines Tübinger Professors unter Schülern des Rems-Murr-Kreises, deren erschreckendes Ergebnis unter anderem war, dass sich über 17 Prozent der Befragten zur rechten Szene zählten. “Es gibt ein rechtes Klima und an einzelnen Stellen fehlende demokratische Strukturen”, so Brütting. Dies führe zum Totschweigen des Problems.
Der stellvertretende Juso-Landesvorsitzende klärte auch über die Parteien des rechten Randes, allen voran die NPD auf. So seien vor allem die “Jungen Nationaldemokraten” (JN) in Baden-Württemberg mit 200 Aktiven gut organisiert, was zahlreiche Konzerte und Demonstrationen wie die Distributionen von Schulhof-CDs mit rechtem Liedgut zeigten. Hier falle verstärkt auf, dass die Rechtsextremen “nicht mehr als Springerstiefel-Nazis mit Bomberjacke und Glatze unterwegs sind”, so Brütting. Vielmehr passe man sich in Sachen Kleidung der linken autonomen Szene an. Marken wie “Masterrace” oder “Thor Steinar” mit deutlich subtileren Zeichen, aber unverkennbar nationalistischem Hintergrund seien dabei Grundlage des äußeren Wandels. Auch das Erschließen neuer Themen wie Tier- oder Umweltschutz oder die Ablehnung von Gentechnik dienten der Rechten Szene um Nachwuchs zu werben. “Hitler war Tier- und Umweltschützer”, heißt es zum Beispiel auf einer einschlägigen Internetseite. “Unter diesem Deckmantel werden nationalsozialistische Ideologien transportiert”, bilanziert Brütting.
“Wer das Problem Rechtsextremismus weiterhin totschweigt, der handelt fahrlässig”, ergänzte Tim Zajontz, und schloss mit dem Appell an die Zuhörer, die Problematik in ihren sozialen Netzwerken zu diskutieren.
Auch in Geislingen war der Rechtsextremismus ein Thema: “Rechte Netzwerke – eine Gefahr” lautete ein Vortrag des SPD-Landtagsabgeordneten und Extremismus-Experten Stephan Braun im Geislinger IG Metall-Heim. Vor knapp 40 Zuhörern forderte er eine intensivere Aufklärung junger Menschen über die Gefahr des Rechtsextremismus”. Auch dort wies der örtliche SPD-Vorsitzende Ludwig Duschek auf das zunehmende Auftreten der rechtsextremen Szene im Landkreis hin. Braun warnte, Rechtsextremismus sei längst kein Randphänomen mehr, sondern bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen. Die gute Vernetzung der extremen Rechten sowie ihr selbst erklärtes Ziel, vor allem “noch nicht gefestigte Schüler” zu gewinnen, seien alarmierend.